Großes Interesse an Führung über jüdischen Friedhof

Anlässlich der neuen Ausschilderung des jüdischen Friedhofs hat die CDU Ilvesheim eine Führung mit dem Historiker Markus Enzenauer organisiert. Altgemeinderat Franz Crönlein hatte schon zu seiner Zeit die Ausschilderung im Gemeinderat angeregt um den Friedhof als „unübersehbares Denkmal“ – so die Fraktionsvorsitzende Dr. Katharina Kohlbrenner – besser in der Gemeinde zu verorten und die Erinnerung auch bei jungen Menschen wach zu halten. Aufgrund des großen Zuspruchs wurde eine zweite Führung am gleichen Tag angeboten, so dass insgesamt über 70 Interessierte der Einladung gefolgt waren. Unter den Zuhörern war auch unser Bundestagskandidat Alexander Föhr sowie die CDU-Gemeinderäte Barbara Hefner und Ralf Kohl und die Ortsvorsitzende Sandra Bühler. Organisiert hatte diese Veranstaltung Tanja Stephan, die Mitglied des Ortsvorstands ist.
Zu Beginn seines Vortrages erläuterte Enzenauer, wie es zur Gründung des jüdischen Friedhofs in Ilvesheim kam. Mitte des 19 Jahrhundert lebten in Ilvesheim ca. 200 Personen jüdischen Glaubens, was einem Bevölkerungsanteil von mehr als 14 % entsprach. Bis zur Gründung des hiesigen Friedhofs 1860 wurden die Toten auf dem Friedhof in Hembsbach bestattet. Da der Weg dorthin jedoch weit und beschwerlich war, traten die Ilvesheimer Juden erstmalig 1855 an den Gemeinderat heran, um ein entsprechendes Grundstück zu erwerben. Das Grundstück Ecke Hebelstraße/Scheffelstraße bekamen sie von der Gemeinde Ilvesheim geschenkt; für weitere, umliegende Grundstücke sowie die erforderlichen Arbeiten musste die jüdische Gemeinde 875 Gulden aufbringen. Urkunden aus dem Ilvesheimer Rathaus dokumentieren, dass in Ilvesheim mehr als 100 Juden beerdigt wurden. Beim Pogrom 1938 wurden Grabsteine umgeworfen und zerstört sowie Gräber geöffnet. Die Namen der Friedhofsschänder waren bekannt, doch aufgrund von Verfahrensfehlern wurden diese 1949 nicht verurteilt. Nach dem Krieg wurde der Friedhof der Jewish Restitution Successor Organization übertragend. Der Zustand des Friedhofs wurde in den Folgejahren mehrfach als verwahrlost beanstandet. Der heute sichtbare jüdische Friedhof ist laut Historiker Markus Enzenauer lediglich eine schlechte Rekonstruktion der historischen Grabstätten, zumal es keine historischen Fotos gibt: von den ehemals 100 Grabtafeln sind nur noch 60 vorhanden und bei einigen Gräbern gehören Socken und Tafel nicht eindeutig zusammen.

/Tanja Stephan

Autor:

CDU Ilvesheim aus Ilvesheim

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