Ein ideenreicher Stadtplaner hat Ladenburg für immer verlassen

Jürgen Borkowski hat in Ladenburg viel bewegt.
2Bilder
  • Jürgen Borkowski hat in Ladenburg viel bewegt.
  • hochgeladen von Axel Sturm

Architekt Jürgen Borkowski verstarb vor wenigen Tagen im Alter von 84 Jahren / Der Visionär hat in Ladenburg Spuren hinterlassen

Seine letzten Lebensmonate konnte der stadtbekannte Ladenburger Architekt, Jürgen Borkowski, nicht mehr in seinem geliebten Ladenburg verbringen. Am 22. Mai schlief einer der kreativsten Ladenburger Bürger im Alter von 84 Jahren nach längerer Krankheit in einem Pflegeheim in Sandhausen friedlich ein.
Der Stadtplaner fand bereits in jungen Jahren, als er in Ladenburg mit seinem Geschäftspartner Bert Burger das Architekturbüro Borkowski&Burger eröffnete, ein reiches Betätigungsfeld vor. In den 1960er Jahren hatte Ladenburg den Ruf als Stadt der vier L's, „Ladeberg, liederlich, lumpig und lausig“ zu sein. Es waren Persönlichkeiten wie Jürgen Borkowski, die diesen Ruf ändern wollten. Der junge Bürgermeister Reinhold Schulz erkannte früh den Ideenreichtum des Architekten. Er rief zur Gründung der Planungsgruppe 67 auf, die mit den Architekten Jürgen Borkowski, Bert Burger, Egon Lackner und Ernst Samstag besetzt wurde. Das Quartett entwickelte im Auftrag der Stadt einen Rahmenplan für die Altstadtsanierung. Ihre Zusammenarbeit mit dem damaligen Stadtbildpfleger und Archäologen Berndmark Heukemes war ein Gewinn für die Stadt, die sich Schritt für Schritt zu einem Schmuckstück entwickeln konnten. Die Ratschläge Borkowskis fanden auch im Gemeinderat bei der Erstellung der Altstadtsatzung Gehör. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Schmuckstücke in der Altstadt geschaffen. Gegenüber der „Milchzentrale“ baute er den alten Cronberger Hof zu einem Wohnzentrum aus. Hier wohnte Borkowski zusammen mit seiner Familie und hier war er in seinem Architekturbüro aktiv. Die Handschrift Borkowskis trägt auch der Umbau der Löwenscheuer, die Bebauung des Jesuitenhofes und auch beim Neubau des Rathauses am Domhofplatz waren die Ratschläge des weitsichtig blickenden Planers gefragt. Heute würde man die Planungsgruppe 67 vielleicht mit der Bertha-Benz-Medaille auszeichnen, weil sie für Ladenburg so viel Gutes bewegen konnte. Doch damals gab es eine solche Auszeichnung noch nicht.
Auch für die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung Ladenburgs setzte der zweifache Vater Akzente in der Römerstadt, dem seine Frau Ed eine wichtige Stütze war. Borkowski gründet zusammen mit Hubald Schmitt den Waldpark-Verein, denn das dortige leerstehende Glashaus weckte sein Interesse. Der Sozialdemokrat legte den Grundstein für die Waldpark-Initiative, die das Glashaus heute als geniales Kultur- und Veranstaltungszentrum nutzen kann. Hier entstand auch der Kindergarten Pfiff, mit dem das Thema Integration von behinderten Kindern in den Fokus rückte. Der begeisterte Jazz-Musiker gründete in den 1990er Jahren den Ladenburger Jazz-Club. Er baute seinen Keller im Cronberger Hof zu einem stimmungsvollen Jazztreffpunkt aus, wo sich in kleiner Runde nationale und internationale Jazzgrößen trafen, um das fachkundige Publikum zu begeistern. Als der Jazzkeller von der Baubehörde wegen des fehlenden zweiten Rettungswegs geschlossen wurde, war dies nicht nur ein schmerzhafter Verlust für Borkowski, sondern für die ganze Jazz-Szene in der Region.
Wer heute mit offenen Augen durch die Stadt läuft, wird immer wieder mit dem Namen Jürgen Borkowski in Verbindung kommen. Die zahlreichen Altstadthäuser, die der Bewahrer der Altstadt zu zeitgemäßen Wohnhäusern umgestaltet hat, seine Fachkompetenz in der Jury für den Ladenburger Gestaltungspreis, seine Ratschläge bei der Aufwertung des Waldparks, wo Borkowski den Streichelzoo mit der Volière gestaltete oder beim Bau der BUND-Bacherlebnis-Station an der alten Römerstraße – überall hat der Mann, der sich in seinem Ferienhaus in der Bretagne seine Auszeiten nahm, Spuren hinterlassen. Sein Wirken war auch eine Liebeserklärung an Ladenburg – die Stadt, in der er gerne lebte und wirken durfte.

Die Beerdigung von Jürgen Borkowski findet am 4. Juni um 14 Uhr auf dem Ladenburger Friedhof statt.

Stu / Foto: stu/ Hanna Fuchs

Jürgen Borkowski hat in Ladenburg viel bewegt.
Für seinen Waldpark-Verein, dem Vorgänger der Glashaus-Initiative, setzte sich Jürgen Borkowski ehrenamtlich ein.
Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.