Das Interesse an der Bürgermeisterwahl ist riesengroß

- Wohnzimmeratmosphäre in der Lobdengauhalle - dieses Format tat der Veranstaltung gut.
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Bei der Kandidatenvorstellung präsentierten Amtsinhaber Stefan Schmutz und Herausforderer Sophian Habel ihre Herangehensweisen / Veranstaltung wurde fair und sachlich über die Bühne gebracht
Bei den Rundgängen im Rahmen des Bürgermeisterwahlkampfes erreichten der amtierende Bürgermeister Stefan Schmutz und sein Herausforderer Sophian Habel in ihren kleinen Runden kaum „neue Gesichter“. Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung am Donnerstagabend in der Lobdengauhalle war die Präsentation der jeweiligen Konzepte daher schon eine „andere Nummer“. Um die 850 Interessierte kamen in die Lobdengauhalle, um sich die Vorstellungen von Schmutz und Habel anzuhören. Die Strategie der beiden Kandidaten war klar. Der sachlich und besonnen auftretende Amtsinhaber wollte mit seinem Amtsbonus und mit den bereits umgesetzten Projekten, aber auch mit den anstehenden Zukunftsaufgaben punkten. Dafür bräuchte es Führungskompetenz, Sachverstand und Erfahrung.
Habel, der engagiert seine Sichtweisen vortrug, zog hingegen die Karte „Emotionen“, mit der er sich gegenüber dem Amtsinhaber unterscheiden wollte. Habel wies auf seine Sympathiewerte hin, schließlich habe er bei der letzten Kommunalwahl die meisten Stimmen aller Bewerber erhalten. Er hob seine Kommunikationsstärke hervor, er präsentierte sich als „Kümmerer“ und grüßte eingangs sogar ganz persönlich „Hallo Oma“, weil er seiner Oma Irene Habel viel zu verdanken habe.
Beide Bewerber, die auf der Bühne in bequemen Sesseln in einer bewusst geschaffenen Wohnzimmer-Atmosphäre Platz nahmen, waren sich in einem Punkt einig. Die große Beteiligung an der Veranstaltung zeige, dass die Demokratie in Ladenburg lebt. Die Bürgerschaft interessiert sich für die Wahl, was auch die kompetente Moderatorin Prof. Michèle Bernhard von der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl, erfreut hervorheben konnte.
Um es vorwegzunehmen. Schmutz und Habel wählten zwar unterschiedliche Strategien. Der Umgang miteinander war fair und respektvoll, genauso, wie es Schmutz und Habel nach ihrer Kandidatenbekanntgabe auch angekündigt hatten. Beide waren sich einig, dass es gut für die Demokratie ist, wenn die Wählerinnen und Wähler eine echte Wahl haben.
Der Amtsinhaber ist kein Typ, der davonlaufen wird
In seiner Bewerbungsrede stellte Schmutz eingangs seine Verwaltungserfahrung in den Vordergrund, denn der 46-jährige Politik- und Erziehungswissenschaftler durfte jüngst sein 25-jähriges Jubiläum im öffentlichen Dienst begehen. Auch 2025 wolle er vor der Wahl nichts versprechen, was er nicht halten kann. „Wir haben gemeinsam mehr erreicht als ich mir hätte vorstellen können. Wir haben an kleinen und großen Stellschrauben gedreht, Krisen gemeistert und Ladenburg konsequent in Richtung Zukunft positioniert“, sagte Schmutz. Der wies auf die Reduzierung des Schuldenstandes von 9,9 Mio. Euro auf 6,4 Mio. Euro hin, die mit der Reduzierung der Ladenburger Pro-Kopfverschuldung von 864 Euro auf 514 Euro verbunden ist. Schmutz nannte Projektumsetzungen wie den Neubau der Dreifeldsporthalle, die klimaneutrale Sanierung des Freibades, die Zukunftsentwicklung des Neubaugebietes Nordstadt, die Schaffung von über 200 Kindergartenbetreuungsplätzen, den Ausbau des Glasfasernetzes und die Tatsache, dass von 2017 bis 2024 über zehn Mio. Euro an Fördergeldern eingeworben wurden, um die Zukunftsprojekte umzusetzen. „Es war eine herausfordernde Zeit für alle, aber es hat sich gelohnt“, meinte der Bürgermeister, der danach den Blick in die Zukunft richtete. Weil halbe Sachen nicht sein Anspruch sind, wolle er in den nächsten Jahren die angefangenen Zukunftsprojekte zu Ende bringen.
Dabei helfen nicht leere Sprechblasen und Schubladendenken, sondern kluge Herangehensweisen, um die Ziele zu erreichen. Die Einbeziehung der Bürgerschaft sei für ihn selbstverständlich. Auf der Agenda hat Schmutz unter anderem die Sanierung des St.-Johannes-Kindergartens, die Erarbeitung eines stadtweiten Parkkonzeptes, die Entwicklung des ABB-Geländes zum Zukunftsquartier in den nächsten 15 Jahren, die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung oder die Gebäudesanierung, damit Ladenburg bis 2040 klimaneutral ist, stehen. Was erhalten werden muss, sei der einzigartige Charme Ladenburgs, das weiterhin eine perfekte Kleinstadt mit einer passenden Infrastruktur bleiben soll. „Ich habe keine anderen Pläne als Bürgermeister in Ladenburg zu sein – und wenn Sie es wollen, werde ich es weitere acht Jahre für Ladenburg sein“, sagte Schmutz, dass er kein Typ ist, der davonläuft, wenn es darauf ankommt. Er sei auch nicht ausgebrannt wie der Trainer des FC Liverpool, Jürgen Klopp, der nach acht Jahren eine neue Herausforderung suchte. „Wenn mir das Bürgermeisteramt in Ladenburg keine Freude machen würde, stünde ich nicht hier“, gab Schmutz, der von der SPD, den Grünen und der FDP unterstützt wird, ein klares Statement ab.
Habel will mit seinem Programm Ladenburg 2033 punkten
Der 27-jährige Bundespolizist Sophian Habel macht gleich zu Beginn seiner Rede klar, dass Habel und Herzblut zusammengehören. „Ich werde ein Bürgermeister sein, der Ladenburg in seinem Herzen trägt – so ist meine DNA, die in mir fest verankert ist“, rief Habel in die Runde. Dass ihm das Bürgermeisteramt Spaß machen würde, stellte er bereits bei einem Praktikum im Rathaus fest. Bürgermeister Ziegler ließ den Praktikanten sogar auf dem Bürgermeisterstuhl Platz nehmen. „Das hat mir gefallen“, erinnert sich Habel gerne an sein Praktikum zurück. Er brenne dafür, sich für andere Menschen einzusetzen und dies habe er als Schülersprecher, als Jugendgemeinderat und jetzt als Chef der CDU-Gemeinderatsfraktion immer mit Herzblut getan. Er will Ladenburg mit klaren Ideen gestalten und daher hat er das Zukunftsprojekt „Ladenburg 2033“ entwickelt, das nach seinen Stadtrundgängen und vielen Bürgergesprächen entstanden sei. Bewusst stelle er die Kinder und Jugendlichen an die erste Stelle, meinte Habel, der einen Streetworker einstellen möchte und der sich dafür einsetzt, dem Jugendgemeinderat ein Antragsrecht zu erteilen. Die Schulmensa zu bauen und gutes Essen anzubieten, käme der Schülerschaft sehr zugute.
Ein dickes Brett sei zu bohren, um ein Verkehrskonzept in der Altstadt umzusetzen. „Man darf Probleme nicht wegschieben, sondern man muss sie lösen“, sagte Habel in Richtung Verwaltung. Ihm sei es wichtig, mit den Menschen zu reden. „Ich werde ein Bürgermeister sein, der Transparenz vorlebt“, meinte Habel, der zukünftig die Gemeinderatssitzung live ins Netz stellen möchte.
Er würde einen Ausbildungstag einführen und eine Sonderveranstaltung für die ehrenamtlich tätigen Menschen in der Stadt. „Das Ehrenamt ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“, stellte Habel fest. Seine Zukunftsaufgabe sieht Habel darin, den Kleinstadtcharakter Ladenburgs zu erhalten. „Eine sinnvolle Stadtentwicklung ist ein Marathon“, so Habel, der beispielsweise bei der Entwicklung des ABB-Geländes auf eine „sehr maßvolle Wohnbebauung“ setzt. Es gelte, die Gewerbebetriebe zu stärken, damit sie Entwicklungsmöglichkeiten erhalten. Als Polizeibeamter läge ihm das Thema Sicherheit und Sauberkeit besonders am Herzen. Ladenburg ist zwar eine sichere Stadt, aber es gäbe nach wie vor Dunkelräume, die beleuchtet werden müssen. Beim Thema Klimaschutz setzt Habel auf die Geothermie und auf Flusswärmepumpen. In einem zu gründenden Klima-Beirat will er Fachkompetenz an einen Tisch bringen.
Zum Schluss ging Habel auf seine Stärken ein, denn auch junge Menschen können Bürgermeister sein, wie der damals 33-jährige Reinhold Schulz zeigte, der die Stadt prägte. „Ich kann Bürgermeister. Als Polizist muss ich Entscheidungen treffen und ich muss Verwaltungsarbeit leisten. Führung heißt für mich, mit gutem Beispiel vorangehen“, meinte Habel abschließend.
Den Standort Ladenburg nicht schlechtreden
In der Fragerunde stellten Habel und Schmutz dann ihre Sichtweisen zu den Themen Mensa, sichere Schulwege, dem Mobilitätspass, dem Glasfaserausbau, der ÖPNV-Situation oder beispielsweise der „Unattraktivität des Wochenmarktes und die vielen Leerstände“, wie Unternehmer Dieter Hege meinte, vor. Auch in der Fragerunde wurden die unterschiedlichen Herangehensweisen der beiden Kandidaten sichtbar.
Die Einführung eines Mobilitätspasses zur Förderung der ÖPNV-Attraktivität fand Habel interessant – Schmutz lehnte die Idee der Landesregierung ab, weil es zum Bürokratie-Monster werde. Überhaupt kritisierte Schmutz mehrfach die Aufgabenverteilung durch Bund und Land, die oft zu Lasten der Kommunen geht. Die finanzielle Situation der Kommunen werde nämlich immer dramatischer.
Habel betonte beim Thema Unternehmensunterstützung und Wochenmarktattraktivität, dass mit den Selbstständigen geredet werden muss, was einige Betriebsinhaber vermissen. Schmutz konterte, dass die von der Verwaltung ausgesprochenen Einladungen bei den Betrieben nur auf wenig Interesse stießen. Die letzte IHK-Studie habe aber gezeigt, dass Ladenburg ein hochattraktiver Standort mit nur wenigen Leerständen ist. „Auch der Wochenmarkt ist attraktiv“, wollte sich Schmutz den Markt nicht schlechtreden lassen.
Beim Thema Sauberkeit wurde von Detlef Neugart die Unsitte von Werbekolonnen thematisiert, die Plastikkärtchen an die Windschutzscheibe stecken, um für den Autoverkauf zu werben. „Mich ärgern auch Dreckecken in Ladenburg“, meinte Neugart. Habel will zur Problemlösung den Gemeindevollzugsdienst stärker in die Pflicht nehmen und die Anzahl der Mülleimer erhöhen. Schmutz entgegnete, dass die Anzahl der Mülleimer erhöht wurde und Ladenburg die teuersten Pizzaschachtel-Behälter in ganz Deutschland angeschafft hat. Der Müll werde auch an Feiertagen und am Wochenende entsorgt. „Müll kommt nicht von ganz allein – Verschmutzungen haben schon die Verursacher zu verantworten“, sagte Schmutz, der auch die Gastronomen in der Verantwortung sieht, denn das Müllproblem endet schließlich nicht an deren Eingangstür.
Mit einer substanziellen Frage zur Demokratie in Ladenburg und der AfD-Sicht wurde die lebhafte Diskussion beendet. Schmutz wies auf die „Nie wieder jetzt Demo“ im Februar 2024 hin, die eindrucksvoll bestätigte, dass Ladenburg eine weltoffene, tolerante und liebenswerte Stadt ist. Die Unterzeichnung der Ladenburger Erklärung zur Achtung und Einhaltung der Menschenrechte sei ein klares Bekenntnis zur Demokratie, meinte Schmutz. Habel distanzierte sich deutlich von der AfD. Habel steht für Recht und Ordnung. „Ich bin die Brandmauer gegen die AfD“, meinte der Kandidat abschließend.
Mit einem Aufruf, am 2. Februar zur Wahl zu gehen, beendete der Leiter des Ordnungsamtes und Wahl-Organisationsleiter Rüdiger Wolf die Veranstaltung.





Autor:Axel Sturm aus Ladenburg |
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