Zum Artikel: „Schnurbäume in der Trajanstraße bereiten nicht nur Freude“
Leserbrief

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Bäume machen mehr Freude als Dreck! Die Trajanstraße ist gerade zur Blütezeit der Schnurbäume im Juli und August eine der schönsten Straßen Ladenburgs.
Die Bäume sind von einem limettengrünen Blütenschleier überzogen, der in einer eher blütenarmen Jahreszeit ein Festmahl für unzählige Hummeln, Wildbienen und Honigbienen bietet.
Darüber hinaus erfüllen Bäume im Siedlungsbereich vielfältige Aufgaben und haben unbezahlbare positive Auswirkungen auf unser Lebensumfeld. Sie erzeugen Sauerstoff und binden klimaschädliches CO2, filtern mit ihren Blättern die Luft, sie schlucken Lärm und Feinstaub in einer vielbefahrenen Straße. Sie machen keinen „Dreck“, sie kümmern sich um den Dreck aus unseren Auspüffen und Schornsteinen!

Wer sich an einem Sommertag mit Temperaturen um die 40°C schonmal vom glühenden Asphalt in den Schatten eines Baumes gerettet hat, weiß, dass Bäume es durch ihren Schatten und die durch die Verdunstung erzeugte Abkühlung der Luft schaffen, die Temperaturen an heißen Tagen auf unter 30°C zu senken. Wie unerträglich wäre die Trajanstraße im Sommer für Fußgänger und Radfahrer, wenn diese Bäume nicht wären! In ihrem Schatten ist es immerhin möglich, die herabfallenden Blüten aufzukehren, ohne sie könnte man kaum vor die Tür gehen! Auch könnten sich alle Autofahrer, die sich darüber ärgern, am Ende der Blütezeit durch die Waschstraße zu fahren, vielleicht eher dafür bedanken, dass sie immer ein schattiges Plätzchen haben, wo sie ihr Auto parken können und nicht in einem Backofen losfahren müssen! Im Juli kann man sein Auto genauso wenig unter Linden parken; auch sie bieten Nahrung für zahlreiche Insekten, mit dem Nebeneffekt von Honigtauausscheidungen. Möchten wir wirklich darauf verzichten?

In Zeiten des Klimawandels und seiner mittlerweile deutlich zu spürenden Auswirkungen zählt tatsächlich jedes Blatt! Viele unserer Straßenbäume leiden extrem darunter. Linden, Ahorn, Kastanien und Platanen sind durch Hitze und Trockenheit geschwächt und somit anfällig für Schädlinge und Krankheiten. An im August vollständig braune Rosskastanien haben wir uns ja fast schon gewöhnt, sie werden das nicht ewig durchhalten! Die rotlaubigen Ahorn in der Wallstadter Straße zeigen Absterbeerscheinungen in der Krone, vorzeitigen Blattfall und Stammrisse. Sie sind auf städtische Bewässerungsmaßnahmen angewiesen und werden wahrscheinlich nicht mehr lange überleben.
Schnurbäume sind eine bestens an unser hiesiges Klima angepasste Baumart, die monatelange sommerliche Hitze und Trockenheit klaglos überstehen, ohne dass ihnen die geplagten Anwohner auch nur eine Kanne Wasser spendieren.
Dass städtische Schnittmaßnahmen nötig sind, um Schäden an Gebäuden zu verhindern, sollte natürlich selbstverständlich sein.

Die Laubeinsammel-Aktion der Stadt kann den Anwohnern die Entsorgung des Laubs erleichtern. Auch hier kann man einmal überlegen, ob das Laub tatsächlich „Abfall“ ist, der „entsorgt“ werden muss. Selbstverständlich muss es aus Gründen der Verkehrssicherheit von Straßen, Gehwegen und Einfahrten entfernt werden. Doch das Laub der Bäume ist kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff! Im Sinne einer umweltschonenden und klimafreundlichen Gartenpflege (und sind nicht die meisten Häuser in der Trajanstraße Einfamilienhäuser mit Garten?) bietet es wertvollen Kompost und eine kostenlose Mulchschicht für Beete und unter Hecken, zerkleinert lässt es sich sogar als Rasendünger verwenden. Dadurch bleibt die organische Masse im geschlossenen Nährstoffkreislauf des Gartens. Für Milliarden von Bodenmikroorganismen, Insekten und Regenwürmern ist es ein Festmahl, aus dem sie kostbaren Humus bilden. Der verbessert die Vitalität, die Gesundheit und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens.Von daher lohnt es sich, den Humusgehalt im eigenen Gartenboden durch regelmäßige Gaben von organischem Material wie Blätter, Grasschnitt, Pflanzenreste oder Holzhäcksel zu erhöhen.

Besonders jetzt, in Zeiten des spürbaren Klimawandels mit Hitze, Trockenheit und Dürre kommt dem Humus im Boden eine besondere Bedeutung zu: Er ist ein bedeutender Speicher für klimaschädliches CO2!
Ich wünsche mir eine größere Wertschätzung für die Bäume in unserer Stadt, die so viele wohltuende und ökologisch wertvolle Aufgaben erfüllen! Blätter, Blüten und Früchte sind kein „Dreck“! Wenn Ladenburg auch in den kommenden Jahren noch ein lebenswertes Umfeld für Menschen und Tiere bieten soll, brauchen wir jeden Baum und jedes Blatt!
Eva Hofmann, Gartenbau-Ingenieurin
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Autor:

Eva Hofmann aus Ladenburg

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