Von Ladenburg über den großen Teich nach Houston/Texas

Welch eine Ehre für das Ladenburger Lobdengau-Museum – die Ausstellung „Nachbarn 1938“ wird im Holocaust-Museum Houston (Foto) gezeigt.
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  • Welch eine Ehre für das Ladenburger Lobdengau-Museum – die Ausstellung „Nachbarn 1938“ wird im Holocaust-Museum Houston (Foto) gezeigt.
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Die Jüdische Geschichte Ladenburgs wird im Holocaust-Museum Houston zu sehen sein / Am 23. Februar wird die Ausstellung „Nachbarn 1938“ in den USA eröffnet 

Eine besondere Ehre wurde kurz vor Weihnachten dem Ladenburger Lobdengau-Museum zuteil, denn das Kuratorium des Holocaust-Museums in Houston/Texas übermittelte Bürgermeister Stefan Schmutz eine erfreuliche Botschaft. Die am 10. November 2018 anlässlich des 80. Jahrestages des Reichspogroms 1938 eröffnete Ladenburger Ausstellung wird im nächsten Jahr im Holocaust-Museum zu sehen sein. Das Holocaust-Museum Houston ist eine im Jahr 1996 eröffnete Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust. Das Museum ist das viertgrößte seiner Art in den Vereinigten Staaten. Aufgabe des Museums ist es, auf die Gefahren von Vorurteilen, Hass und Gewalt im Holocaust hinzuweisen. Es zeigt auch, dass diese Gefahren auch heutzutage noch sehr relevant sind. Ein wichtiger Einsatz des Museums ist daher das Bildungsprogramm und es sei dem Ladenburger Lobdengau-Museum gelungen, mit der Ausstellung „Nachbarn 1938 – wir waren alle Ladenburger“, einen „außerordentlich wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte zu erstellen“. Die Museumsleitung in Houston bot den Ausstellungsmachern um den Leiter des Lobdengau-Museums, Andreas Hensen, daher an, die vielbeachtete Ausstellung auch im Holocaust-Museum zu präsentieren. Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz und der Museumsleiter waren sich einig. „Das ist eine besondere Ehre und eine ermutigende Geste, die uns zuteil wurde“, sagte das Stadtoberhaupt der Römerstadt.

Nach ihrer Eröffnung im November 2018 stieß die Ausstellung in der Metropol-Region auf große Resonanz. Was in Ladenburg am 10. November 1938 passierte, unterschied sich kaum von dem, was sich auch anderswo in Deutschland in diesen Wochen und Monaten ereignete: Ladenburg war eine typische deutsche Kleinstadt dieser Zeit. Juden und Nichtjuden lebten jahrhundertelang neben- und miteinander. So sagte es die Zeitzeugin Ruth Steinfeld (geb. Krell), die nach dem Krieg in die USA auswanderte und die zur Ausstellungseröffnung von der Stadt Ladenburg eingeladen wurde.

Ruth und ihre Schwester Lea Weems (geb. Krell) lebten bis zu ihrer Deportation im Jahre 1940 nach Gurs mit ihren Eltern in Ladenburg. Die Eltern wurden in Auschwitz ermordet - die Geschwister überlebten den Holocaust. Eine Flüchtlingsorganisation versteckte die Kinder einige Jahre in Frankreich, bevor sie in die USA flüchten konnten. Ingrid Wagner, die Sprecherin des Arbeitskreises Jüdische Geschichte, pflegt bis heute Kontakt zu der 90-jährigen Ruth Steinfeld, deren Schwester Lea mittlerweile verstarb.

Die Zeitzeugenberichte waren hilfreich, als zum 80. Jahrestag des Reichspogroms Dozierende und Studierende der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit dem Lobdengau-Museum eine Ausstellung konzipierten, die Einblicke jenseits bereits bekannter Zahlen und Fakten aufzeigte. Sie zeigt die Bewohner der Stadt und ihre Beziehungen untereinander: Wer waren die Menschen, die in Ladenburg Tür an Tür lebten? Welche Geschichten und Ereignisse prägten die Familien? Wie ging es nach 1938 weiter? All diese Fragen beantwortet die Ausstellung, für die Ingrid Wagner und der Historiker Jürgen Zieher beratend tätig waren.

Beide sind Mitautoren des Buches „Die Jüdischen Ladenburger“, das sich vorbildlich mit der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Ladenburgs beschäftigte. Es gibt in Baden-Württemberg übrigens nur wenige Kommunen, die wie Ladenburg ihre jüdische Geschichte so offen, wissenschaftlich fundiert aufgearbeitet haben“, stellte auch Judy Mucasey, die Tochter von Lea Weems, bei ihrem Ausstellungsbesuch im Jahr 2018 fest.

Mit ihrem Mann Mark setzte sich die erfolgreiche Rechtsanwältin dafür ein, dass die Ladenburger Ausstellung auch im Holocaust-Museum Houston gezeigt werden kann. „Corona hat die Umsetzung zwar hinausgezögert, aber nun sind wir umso glücklicher, dass es geklappt hat“, freute sich Hensen, der in den letzten Monaten zusammen mit der Arbeitsgruppe von der Hochschule für Jüdische Studien die Präsentation leicht ergänzte und die Texte ins Englische übertrug.

Zur Ausstellungseröffnung am 23. Februar 2023 wurden Bürgermeister Schmutz, Museumsleiter Hensen sowie die Arbeitskreismitglieder Jürgen Zieher und Ingrid Wagner nach Houston eingeladen. „Wir alle sind stolz darauf, dass unser Projekt in einem so bedeutenden Museum gezeigt wird“, war Museumsleiter Hensen „einfach happy“. „Das wird ein großartiger Tag für uns persönlich und im speziellen für Ladenburg“, meinte Wagner, die schon bei der Eröffnung des Holocaust-Museums zusammen mit Lea Weems und Ruth Steinfeld im Jahr 1996 dabei war.

Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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