SPD nominiert ihre Liste zur Kommunalwahl
Sozialdemokraten wollen Sitze gewinnen

Die Nominierten der SPD für die Kommunalwahl

Nach weniger als zwei Stunden hatte die SPD ihre Liste für die Kommunalwahl am 9. Juni aufgestellt. Blitzgeschwindigkeit sozusagen. Dabei verzichteten die Sozialdemokraten nicht auf die Vorstellung ihrer einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten, wohl aber auf die Wahl einzelner Listenpositionen. Insofern hatte Wahlleiterin Elisabeth Krämer, Walldorfer Stadträtin und 2019 SPD-Bundestagskandidatin im hiesigen Wahlkreis, wenig Prozedere zu erklären. „Es ist immer sehr spannend“, hatte sie einleitend gesagt, als sie das Wort vom SPD-Ortsverbandsvorsitzenden Markus Bündig übernahm. Spannend machte es die SPD aber nicht. Kampfkandidaturen gab es keine, die Ergebnisse der einzelnen Kandidierenden spiegelten Harmonie.

Zwei erhalten volle Zustimmung

Mit 37 Ja-Stimmen, was allen Wahlberechtigten an diesem Abend entsprach, hatten dabei der seit 13 Jahren amtierende Stadtrat Bernd Garbaczok (Platz 4) und Jule Walz (Platz 18) die Nase vorn. „In der Fraktion ist eine gute Arbeit entstanden“, war Garbaczok überzeugt. Man habe wichtige Projekte auf den Weg gebracht und das durchaus federführend, sagte er weiter. Die erst 22-jährige Walz war keine Unbekannte in der Lokalpolitik. Sie saß im Jugendgemeinderat, war auch dessen Vorsitzende. Die Studentin will sich – entsprechend ihres Alters und damit einhergehender Nähe – für die jungen Menschen in der Stadt einsetzen. Das galt auch für Natalia Ries, die auf Platz 16 kandidiert. Die 24-jährige Studentin hatte zudem die Bildungsgerechtigkeit im Blick.

Die Liste führen derweil die amtierenden Stadträtinnen und Stadträte samt des Ortsverbandsvorsitzenden, der zugleich Vorstandsmitglied der SPD Rhein-Neckar ist, an. Markus Bündig (42) steht auf Platz 1 der Liste. „Ich will Verantwortung übernehmen, mitgestalten und mitentscheiden“, warb er um die Stimmen der Anwesenden. Platz 2 nimmt Angelika Gelle ein. Die Leiterin des Anne-Frank-Kindergartens gehört dem Gremium seit 10 Jahren an. „Aller guten Dinge sind drei“, bewarb sich die 56-Jährige um eine weitere Amtszeit. In der will sie sich dafür einsetzen, dass Ladenburg so lebens- und liebenswert bleibt, wie es ist. Gerhard Kleinböck (71) steht auf Listenplatz 3. Kleinböck sah seine Schwerpunkte in den Bereichen Bildung und Haushalt. Der derzeitige Fraktionsvorsitzende Steffen Salinger (Platz 5) versteht sich ebenfalls als Mann der Zahlen, zugleich aber auch der Technik. Der 55-Jährige ginge im Fall seiner Wiederwahl ins 28. Jahr als Gemeinderat. Ihm folgt auf Platz 6 Uta Blänsdorf-Zahner. Die 67-jährige Bürgermeisterstellvertreterin und ehemalige Lehrerin sieht ihre politische Arbeit im Bereich von Jugend, Kindergarten, Schule und Kultur.

Alte Bekannte, neue Gesichter

Petra Erl hatte es 2019 nicht mehr in den Gemeinderat geschafft – und danach eine weitere Kandidatur ausgeschlossen. Die AfD brachte die 63-jährige Pfarrerin zum Umdenken. Sie wollte im Gemeinderat für das Stärken der Demokratie eintreten. 

Mit der 39-jährigen Karen Schrepp folgte in der Liste eine junge Mutter. Auch ihr lag der Erhalt Ladenburgs als liebenswerte Stadt am Herzen, die zudem sozialer und demokratischer werden sollte. Mit Doris Vassillou (Platz 12) hatte die SPD eine weitere junge Mutter und zudem die Gesamtelternbeiratsvorsitzende ins Boot geholt. Die 42-Jährige ist mit ihrer Familie erst seit zwei Jahren in Ladenburg. Mit diesem Blick von außen will sie neue Perspektiven öffnen. Zwischen den beiden Frauen steht auf Platz 9 der sich der linken Ecke zugehörig fühlende Dr. Michèl Schummer (60), der anpacken will, um zu verändern. Auf Platz 10 folgt Barbara Scholz, Vorstandsmitglied im Ortsverband, die sich für Kinder und Kinderbetreuung starkmachen will. Der 59-jährige Joachim Loose (Platz 11) sah sich durch seine Berufserfahrung derweil im Tiefbau verhaftet. Klaus Fuchs, der auf Platz 13 kandidiert, lag der Schutz der Demokratie am Herzen, Uta Gember (Listenplatz 14) ein schönes Ladenburg. Jürgen Weygold (15) wollte seine Schwerpunkte in den Themen Ehrenamt, Vereinsförderung und Natur setzen.

„Interessante Liste“

Nicht jedem ging es um den eigenen Platz im Gremium. Sascha Barembruch wurde vor 15 Jahren in den Gemeinderat gewählt. Jetzt stand der heute 39-Jährige auf Platz 20. „Ich will von hinten raus unterstützen“, sagte er. Er wolle Menschen in den Gemeinderat bringen, die die Stadt voranbringen und dabei Finanzen, soziale Gerechtigkeit und alle Generationen im Blick behalten.

„Wir schlagen euch eine interessante Liste vor“, war Bündig überzeugt. Das Durchschnittsalter auf der Liste: 52,5 Jahre. Der Ortsverbandsvorsitzende appellierte an den Zusammenhalt aller im Wahlkampf, „nicht nur die ersten zehn“. Dann könne man ein richtig gutes Ergebnis erzielen. Das hieße vielleicht auch weitere Sitze. „Das ist das Ziel“, machte Fraktionsvorsitzender Salinger klar.

Die SPD-Liste zur Kommunalwahl 2024
1. Markus Bündig
2. Angelika Gelle
3. Gerhard Kleinböck
4. Bernd Garbaczok
5. Steffen Salinger
6. Uta Blänsdorf-Zahner
7. Petra Erl
8. Karen Schrepp
9. Michèl Schummer
10. Barbara Scholz
11. Joachim Loose
12. Doris Vassiliou
13. Klaus Fuchs
14. Uta Gember
15. Jürgen Weygold
16. Natalia Ries
17. Johannes Zech
18. Jule Walz
19. Gerald Glombitza
20. Sascha Barembruch
21. Hans-Peter Rosenzweig
22. Kenan Güngör
Ersatzkandidaten:
Matthias Schulz
Michael Grether


Kommentar

Eine Sternstunde der Demokratie
Man spürte ihn in der Nominierungsversammlung der Sozialdemokraten der Römerstand: Den Willen, sich für die demokratischen Grundrechte und einen respektvollen Umgang einzusetzen, denn das politische Feld darf keinesfalls den Populisten und Hetzern aus den Reihen der AfD überlassen werden, die das politische Klima und den Zusammenhalt der Gesellschaft nur vergiften wollen. Ein Beispiel: Eigentlich wollte die Pfarrerin und Ex-Stadträtin Petra Erl nie in eine Partei eintreten. Ihr Sinneswandel, nun doch der SPD beizutreten, habe viel mit AfD und deren menschenverachten Aussagen zu tun, betonte die Christin. Man müsse gerade jetzt die demokratischen Parteien unterstützen, brachte es Petra Erl auf den Punkt. Alle Kandidatinnen und Kandidaten teilten diese Sichtweise und daher war der Nominierungsabend der Sozialdemokraten auch eine Sternstunde für die Demokratie.

Neue „Sterne“ mit viel Strahlkraft könnten nach der harmonisch verlaufenden Nominierung auch am kommunalpolitischen Himmel Ladenburgs aufgehen. Das Angebot, das die Ladenburger SPD den Wählerinnen und Wählern machen kann, ist überzeugend und zukunftsorientiert. Mit dieser Liste können die Sozialdemokraten durchaus punkten und die Chancen stehen gut, dass den Ladenburger Sozis der aktuell politische Gegenwind aus Berlin nicht allzu sehr ins Gesicht blasen wird. Das Wahlziel, die derzeit fünf Sitze am Ratstisch zu erhöhen, kann mit diesem Angebot durchaus gelingen. Eine Bank ist sicherlich, dass die amtierenden SPD-Ratsmitglieder alle wieder antreten werden. Es braucht nämlich Erfahrung, um die anstehenden großen Aufgaben in der Stadt zu lösen. Auf der Liste stehen aber auch Persönlichkeiten, die mit einem hohen Bekanntheitsgrad punkten können. Die Vereinsvorsitzenden Joachim Loose (ASV) und Jürgen Weygold (Kleingartenverein) haben bewiesen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Auch die traditionelle Zusammengehörigkeit der SPD, der Naturfreunde und der AWO wird mit der Liste betont, denn der Einsatz für die Demokratie und Gerechtigkeit vereint diese Partner aus dem linken Spektrum seit ewigen Zeiten. Ein Ausrufezeichen setzten die Genossen auch mit der Nominierung der ehemaligen Vorsitzenden des Jugendgemeinderates Jule Walz und mit der Psychologie-Studentin Natalia Ries, die in der SPD-Studentenbewegung aktiv ist, will sich eine junge Frau für Solidarität und Menschlichkeit und gleichen Bildungschancen einsetzen.​

Mit der Präsentation dieser ebenso ausgewogenen wie attraktiven Liste hat auch der neue SPD-Vorsitzende Markus Bündig seine erste wirkliche Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Der selbstständige Landschaftsbauer erwies sich als guter „(Listen)Baumeister“ und Kommunikator, dem es gelungen ist, die unterschiedlichen Interessenlagen – und die sind bei den diskussionsfreudigen Genossen sehr vielschichtig – zu berücksichtigen. Dass Bündig mit seinem Anspruch auf Platz 1 auf der SPD-Liste Verantwortung und Führungsstärke zeigt, ist eine klare Botschaft. Der Familienvater, der in Ladenburg bestens vernetzt ist, will auch am Ratstisch zeigen, dass der Einsatz für Ladenburg ein lohnenswertes Ziel ist. Diese Mitmach-Motivation wurde übrigens von allen Kandidatinnen und Kandidaten in der von Elisabeth Krämer bestens vorbereiteten Nominierungsversammlung überzeugend und glaubhaft betont. Die Demokratie braucht engagierte Demokraten – aber diese These muss man einem Sozialdemokraten nicht erklären.
Axel Sturm

Autor:

Christina Schäfer aus Ladenburg

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