Von unserer Mitarbeiterin Marion Schatz
Und plötzlich war nichts mehr wie es war
Der Rosenmontag sollte eigentlich ein Tag sein, an dem man fröhlich feiert und sich auch ein klein wenig auf den Höhepunkt der Straßenfastnacht am Fastnachtdienstag einstellt. Nicht so in diesem Jahr. Während sich noch in Seckenheim beim Frotzelkommers die Fastnachter vom unteren Neckarraum trafen (siehe Bericht in dieser Zeitung) raste Alexander S. mit seinem Ford Fiesta durch die Mannheimer Fußgängerzone, tötete dabei zwei Menschen und verletzte viele weitere, fünf davon schwer. Von einer auf die andere Minute war nichts mehr so wie es war. Wo gerade noch Menschen fröhlich flanierten, herrschte jetzt blankes Chaos. Bei Alexander S. handelt es sich um einen Einzeltäter. Er wohnte in Ludwigshafen, stammt aber aus Ladenburg und hat dort auch eine Lehre als Landschaftsgärtner gemacht. Seine Mutter wohnt immer noch in der Römerstadt. Die Polizei konnte ihn schnell festnehmen, er sitzt inzwischen in einer Justizvollzugsanstalt. Ein Motiv ist bisher nicht bekannt, er machte dazu keine Angaben. Bekannt ist allerdings eine psychische Erkrankung.
Schon kurz nach der schrecklichen Tat verkündete das Stadtprinzenpaar ab sofort keine weiteren Veranstaltungen mehr zu besuchen. Nach und nach kamen auch die Absagen von Veranstaltungen der Vereine bis hin zu den Heringessen, die es normalerweise zum Kampagneabschluss gibt. Auch die Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine empfahl als Dachorganisation den Vereinen in der Metriopolregion aus Rücksicht auf die Opfer und Betroffenen auf weitere fastnachtliche Veranstaltungen zu verzichten. Dem sind die Vereine nachgekommen. Lust zum fröhlichen Feiern hat wohl sowieso niemand mehr. Auch alle Fastnachtszüge, die am Fastnachtdienstag hätten stattfinden sollen, sowie der Fastnachtsmarkt wurden abgesagt. Doch bei aller Trauer muss man auch nach vorne schauen. Die Frage „Wie konnte so etwas passieren“ kann niemand beantworten. Bei seinem Besuch am Abend des Attentats in Mannheim sagte auch der Baden-Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Eine hundertprozentige Sicherheit wird es nicht geben“.
Auch wir haben uns natürlich überlegt, ob wir aufgrund dieser schrecklichen Vorfälle noch über fröhliche Fastnachtsveranstaltungen berichten können. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir es können. Denn alle Veranstaltungen in dieser Zeitung fanden noch vor dem Attentat statt. Wir sind es den Vereinen auch schuldig, damit ihre ehrenamtliche Arbeit zu würdigen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Betroffenen und deren Angehörigen.
Dazu auch ein Statement von Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht: „Es ist entsetzlich, was unsere Stadt und die Mannheimer Bürgerinnen und Bürger erleben mussten. Wir trauern mit den Angehörigen der Verstorbenen, bangen mit den Verletzten, sind zutiefst bestürzt und noch immer fassungslos. Ich habe Verständnis, dass sich unter den aktuellen schlimmen Eindrücken viele Menschen verunsichert fühlen“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht am Dienstagmorgen. „Noch einen Tag vor der Todesfahrt haben am Ort des grausigen Geschehens über 200.000 Menschen friedlich und ausgelassen in der Mannheimer Innenstadt gemeinsam gefeiert. Der Fasnachtsumzug am Sonntag war durch ein umfangreiches Sicherheitskonzept mit Barrieren, Fahrzeugen und Absperrungen ebenso gut gesichert wie der Fasnachtsmarkt am Wasserturm. Auch im Alltag tun wir in Mannheim alles, um eine bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Mannheim ist eine der ersten Städte in Deutschland mit einer umfassenden Sicherheitsarchitektur, zu der auch der Videoschutz in Teilen der Innenstadt gehört. Dieser hat gestern dazu beigetragen, in Sekundenschnelle die Lage zu beurteilen und entsprechend reagieren zu können. Mein Dank und ein großes Lob geht auch an unsere Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes, die aufgrund ihrer Streifentätigkeit als erste vor Ort waren und dort unter anderem auch Verletzte erstversorgt haben.“
Bürgerinnen und Bürger können sich bei Hilfesuche oder Fragen an die Hotline des Mannheimer Bürgertelefons wenden: 0621 / 293 6370. Sie werden dann an die Notfallseelsorge vermittelt.
Im Foyer des Rathauses E 5 liegt seit Dienstag ein Kondolenzbuch aus, in das sich Bürgerinnen und Bürger eintragen können. Im Außenbereich wurde, wie auch an anderen städtischen Dienstgebäuden, Trauerbeflaggung gehisst.
Autor:Marion Schatz aus Friedrichsfeld |
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