Der Heimatbund stellte am Dienstag das Ladenburger Jahrbuch 2020 vor / Historisches Foto-Kapitel wurde erstmals ohne Lore Blänsdorf gestaltetVon unserem Mitarbeiter Axel Sturm
Dem Jahrbuch-Autorenteam des Heimatbundes gehen die Ideen nicht aus

Carola Schuhmann dankte dem Autoren-Team für die qualifizierten Jahrbuchbeiträge.
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  • Carola Schuhmann dankte dem Autoren-Team für die qualifizierten Jahrbuchbeiträge.
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Es gibt beim Ladenburger Heimatbund einen Traditionstermin, den auch die Corona-Pandemie nicht kippen konnte. „Immer kurz vor der Sommerpause stellen wir das neue Jahrbuch vor – das ist nämlich eine lesenswerte Urlaubslektüre“, begrüßte die Vorsitzende des Geschichtsvereins, Carola Schuhmann, einige geladene Gäste im Stadtarchiv. Coronabedingt waren nur Vorstandsmitglieder, die Autoren des Jahrbuchs und das Stadtoberhaupt Stefan Schmutz bei der Präsentation dabei. Schmutz sprach von einer nachhaltigen Erinnerungskultur, die das Jahrbuch leiste und die für die Stadt Ladenburg einen hohen Stellenwert habe. Der Bürgermeister dankte dem Heimatbund für diese qualifizierte Arbeit und lobte das Engagement der Autoren. Zu den Stamm-Autoren gehören der Stadtarchivar Oliver Gülck, der Schriftführer des Heimatbundes Ulrich Erhardt sowie der Ladenburg-Kenner Hermann Dunda, die auch im Jahrbuch 2020 viele interessante Themen aufgriffen. Ergänzt werden die wissenschaftlichen Dokumentationen durch Gastbeiträge. In diesem Jahr schrieb der Historiker Jürgen Zieher einen Beitrag über den jüdischen Friedhof in Ladenburg und Wilhelm Kreutz vom Institut für neuere Geschichte der Uni Mannheim verfasste einen Beitrag über die Luther-Denkmäler in Deutschland im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Bereichert wird das Jahrbuch auch mit der Rubrik „Historische Bilder von Ladenburg“. Ulrich Erhardt, der die Themen aufarbeitet, bedauerte, dass erstmals ein Jahrbuch ohne das Mitwirken von Lore Blänsdorf gestaltet wurde. Das Ehrenmitglied des Heimatbundes und Inhaberin des Ladenburger Fotoarchivs verstarb vor wenigen Monaten, so dass Erhardt diese anspruchsvolle Aufgabe erstmals ohne ihre Unterstützung umsetzen musste. Im Jahrbuch 2020 wurde die Gründung der Bauernsiedlung Neubotzheim aufgegriffen und mit historischen Fotos dokumentiert.
Die Vorsitzende Schuhmann wirkte bei der Präsentation erleichtert. Sie räumte ein, dass es recht schwierig ist, immer wieder interessante Themen zu finden, die im Jahrbuch veröffentlicht werden können. „Zum Glück haben wir Autoren, denen die Ideen so schnell nicht ausgehen“, war auch die Vorsitzende dankbar, dass ein „lohnens- und lesenswertes Buch“ entstehen konnte. Erstmals seit Jahren musste der Kaufpreis moderat erhöht werden. Das Jahrbuch kostet jetzt 15 Euro und ist in allen Ladenburger Buchhandlungen sowie im Stadtarchiv ab sofort erhältlich.
Themenvielfalt ist beeindruckend
Wer wusste schon, dass es eine Verbindung eines Ladenburgers zu Johann Wolfgang von Goethe gibt? Der 1786 in Ladenburg geborene Hof-Kapellmeister in Mannheim, Michael Frey, schrieb unter anderem die Oper „Jery und Bätely“ nach einem Singspiel des großen Dichterfürsten. Autor Erhardt betrieb für diesen Artikel übrigens eine zeitaufwendige Recherche, die sich auf jeden Fall gelohnt habe, informierte die Heimatbund-Vorsitzende.
Das Thema Luther-Denkmäler in Deutschland (ein Beitrag von Wilhelm Kreutz) wurde in das Ladenburger Jahrbuch aufgenommen, weil es in Worms ein Denkmal des Reformators gibt, das zum Teil durch Spendengelder von 17 Ladenburger Bürgerinnen und Bürgern entstehen konnte.
Über die Geschichte des Jüdischen Friedhofs in Ladenburg gibt es bereits einige kleinere Publikationen. Dem Historiker Jürgen Zieher ist es nun aber gelungen ein vollständiges Bild des jüdischen Friedhofs aufzuzeichnen, den er „Haus der Ewigkeit“ nennt. Jüdische Begräbnisstätten spiegeln die wechselvolle Geschichte jüdischer Gemeinschaften und die Schicksale ihrer Mitglieder im Laufe der Jahrhunderte wider – und dies ist auch in Ladenburg nicht anders.
Der Beitrag von Hermann Dunda zur landwirtschaftlichen Beschreibung der Oberamtsstadt Ladenburg um 1780 bezieht sich auf Aufzeichnungen des Theologen Friedrich Peter Wundt. Damals wurde genau Buch geführt und vermutlich regte sich kein Mensch über die detaillierten Zählungen auf. Damals kannte man Begriffe wie Datenschutz und Persönlichkeitsrecht nicht. In Ladenburg lebten damals 348 christliche und 12 jüdische Familien, die 11 Ochsen, 88 Pferde, 216 Kühe, 20 Rinder, 701 Schafe und 238 Schweine ihr Eigen nennen durften.
Die Ängste, die Frauen im 2. Weltkrieg ertragen mussten, weil ihre Männer an der Front waren, beschreibt Stadtarchivar Oliver Gülck am Beispiel der Ladenburgerin Margaretha Schütz, die über diese Zeit ein Tagebuch führte. Das Tagebuch stammt aus dem Nachlass des 2010 verstorbenen Hermann Schreckenberger, der das Dokument dem Stadtarchiv vermachte.
150 Jahre Ladenburger Lokalzeitung
2019 feierte die Ladenburger Zeitung das 150jährige Jubiläum. Beim viel beachteten Festakt im voll besetzten Ladenburger Domhofsaal hielt der Stadtarchivar Oliver Gülck schon einen beeindruckenden Vortrag über die Entwicklung der Zeitung. Der Vortrag bildet nun die Grundlage für den Artikel im Jahrbuch. Gülck berichtet, dass die Ladenburger Zeitung in den letzten 150 Jahren zwar selten ein Monopol auf dem Ladenburger Zeitungsmarkt hatte, aber sie hat die Besonderheit, dass die Zeitung die einzige in Ladenburg entstehende Zeitung ist. Der Stadtarchivar berichtet, dass das Medium bereits mehrere Namen hatte. Vom Ladenburger Wochenblatt, zur „Neckar-Bergstraß-Post“ hat sich die meist gelesene Zeitung in Ladenburg zur „Ladenburger Zeitung“ entwickelt, die jeden Freitag an zahlreiche Haushalte verteilt wird. Gülck geht auf die jeweiligen Herausgeber der Zeitung ein, widmet sich der Veränderung des Zeitungsmarktes und befasst sich auch mit dem Thema „Propaganda“, denn in der NS-Zeit wurden alle Zeitungen von den Nazis für Propagandazwecke missbraucht.
Berichtet wird auch, dass die LAZ im Oktober 1983 einen richtigen Schritt machte, denn die nationale und internationale Berichterstattung wurde eingestellt. Man konzentrierte sich von nun an auf die lokale Berichterstattung. „Dünner“ wurde die Ladenburger Zeitung aber nicht, denn dem Journalistenteam gelingt es immer wieder interessante Geschichten ins Blatt zu bringen. Ab den 1960er Jahren sorgte der stadtbekannte Lokalreporter Günther Sturm dafür, dass über die Kommunalpolitik und über das Vereinswesen umfangreich informiert wurde. Heute sind Axel Sturm und Silke Beckmann immer vor Ort, wenn Termine zu besetzen sind. Die Eigenrecherchen haben zugenommen und auch die Sparte Leserbriefe macht die Ladenburger Zeitung lebhaft.
Geführt wird der Verlag heute von Rita und Hans Weik. Seit 1987 haben die Weiks ein gutes Gespür wie eine lokale Zeitung interessant und informativ gestaltet werden sollte. Mit in der Geschäftsführung sind mittlerweile auch die Töchter Sandra Weik und Corinna Schwach, die einen wesentlichen Beitrag leisteten, dass sich die Ladenburger Zeitung seit wenigen Monaten auch online auf dem Markt behaupten kann.
-stu/Fotos: Sturm

Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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