Erwin, der Ladeberjer Marktplatz-Spatz
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Ladeberjer,

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am Wochenende steht eine für unsere Stadt wichtige Gebäudeübergabe an. Mit einem Festgottesdienst übergibt die Katholische Kirchengemeinde die altehrwürdige Sebastianskapelle an die Stadt Ladenburg. Es ist ja keine Frage, dass ein so wichtiges historisches, geschichtsträchtige Gebäude für die Nachwelt erhalten werden muss. Die Sebastianskapelle ist aber auch ein klassisches Beispiel, dass sich unsere Kirchengemeinden immer schwerer tun, ihre Gebäude weiterhin zu unterhalten. In Zeiten, als es noch genügend Gemeindemitglieder gab, waren die Probleme noch zu händeln – aber jetzt wird es für die Kirchengemeinden immer enger. Auch die Christen in Ladenburg mussten schon schmerzliche Einschnitte akzeptieren. Als vor einigen Jahren die St. Johannes-Kirche in der Weststadt entweiht wurde und abgerissen wurde, war dies für einige Kirchgänger ein Schock. Auch die evangelische Kirchengemeinde muss sparen. Man träumte vom Bau eines neuen Gemeindehauses – stattdessen wurde das Luther-Haus in der Realschulstraße außer Betrieb genommen. Ein Neubau im Kirchengarten scheiterte am Baurecht, aber wohl auch an den Finanzen, so dass eine kleine, kostengünstigere Lösung umgesetzt werden muss. Wie groß die Geldsorgen der Kirchen sind, zeigt die Gemeindereform. Bald sind die katholischen Priester teilweise für mehr als zwanzig Gemeinden zuständig und die Zeit rückt näher, dass auch die Pfarrgemeinde St. Gallus keinen eigenen Pfarrer mehr haben wird. Aus seelsorgerischer Sicht ist dies eine Katastrophe, denn die Schäfchen vor Ort wollen einen im Ort lebenden Pfarrer, der die Sorgen und Nöte der Menschen kennt. Bleibt zu hoffen, dass den evangelischen Brüdern und Schwestern auch zukünftig ein eigenständiger Pfarrer als seelsorgerischer Anker erhalten bleibt. Die Lutheraner schätzen ihren weltoffenen David sehr, der in unserem Ladeberg hoffentlich noch viele, viele Jahre wirken darf. Ich bin zwar ein ökumenischer Spatz, der die Leistungen unserer Kirchen durchaus zu schätzen weiß, aber mir machen die Entwicklungen große Sorgen.
Nun trägt also die Stadtgemeinde zukünftig die Verantwortung für die Sebastianskapelle. Dieser Schritt wird den städtischen Haushalt mit Millionen belasten. Es ist schließlich nicht nur die siebenstellige Summe, die für die Renovierung aufgebracht werden muss. Ein wichtiger Kostenfaktor ist die Gebäudeunterhaltung, die in unserer Stadt steigt und steigt. Wie gesagt, dass die Stadt Ladenburg die traumhaft schöne und geschichtsträchtige Kapelle übernehmen wird, ist ein für unser Geschichtsbewusstsein wichtiger und richtiger Schritt. Die Möglichkeiten sind aber begrenzt und die Verwaltung wird nicht in der Lage sein, überall als Retter einzuspringen. Daher wird der von vielen gewünschte Ankauf der „Sackpfeife“ für die Stadt wohl nicht finanzierbar sein. Auch hier spielt der Punkt Nutzung und Gebäudeunterhaltung die entscheidende Rolle. Ich bin zuversichtlich, dass die renovierte Sebastianskapelle eine Bereicherung im städtischen Gebäude-Pool sein wird. Sie kann für Ausstellungen des Lobdengau-Museums genutzt werden, Brautpaare bekommen eine stilvolle „Location“ um an einem besonderen Ort zu heiraten, es können hier Lesungen und Kulturveranstaltungen stattfinden und es wäre sicherlich eine Bereicherung, wenn die zukünftigen Corelli-Konzerte wieder in St. Sebastian stattfinden könnten. Freuen wir uns daher auf das neue Nutzungskonzept – die finanziellen Belastungen schieben wir hier erstmal zur Seite.
Eine schöne Woche wünscht, Erwin, der freche Ladeberjer Marktplatz-Spatz.
Autor:Die Redaktion aus Ladenburg |
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