Rainer Beedgen ist verstorben: Er war ein Mensch, der Ladenburg im Herzen trug

Seinen Ruhestand konnte Rainer Beedgen auf seinem "Bänkl" vor seinem Wohnhaus genießen.
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  • Seinen Ruhestand konnte Rainer Beedgen auf seinem "Bänkl" vor seinem Wohnhaus genießen.
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Ladenburg trauert um einen verdienten Kommunalpolitiker und um eine herausragende Persönlichkeit / Adolph Kolping war sein Vorbild 

Am 13. Februar dieses Jahres feierte die stadtbekannte Persönlichkeit Prof. Dr. Rainer Beedgen seinen 70. Geburtstag. Groß gefeiert werden sollte wegen Corona erst im Sommer. Dazu wird es leider nicht mehr kommen, denn der gesundheitlich angeschlagene CDU-Kommunalpolitiker starb am vergangenen Montag nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt überraschend. Der Tod des beliebten ehemaligen Dekans an der Dualen Hochschule Mannheim löste in Ladenburg große Betroffenheit aus. Er war ein Glücksfall für Ladenburg, der in seinem erfüllten Leben extrem viel bewegen konnte. An seinem 70.Geburtstag erzählte Beedgen noch zufrieden, dass er wegen seiner Herzprobleme „dem Teufel schon zwei Mal von der Schippe springen konnte“. Zwei Mal holten anwesende Retter den überzeugten Katholiken zurück ins Leben. Er war nach einer Operation im Februar guten Mutes, dass er mit seiner Frau Carola Schuhmann das Leben noch ein Weilchen genießen darf. Sein Wunsch blieb leider unerfüllt.

Rainer Beedgen hat sich seit seiner Kindheit ehrenamtlich für sein „Ladeberg“ eingesetzt. Er, der aus einem gläubigen Elternhaus stammt, war schon früh als Ministrant tätig. Im Hause Beedgen wurde gerne politisch und gesellschaftlich diskutiert, wobei sich Beedgen besonders für die katholische Soziallehre interessierte. Das Wirken von Adolph Kolping war ihm Ansporn und Vorbild zugleich. Sein Ziel war es immer ein wenig dazu beizutragen, die Welt ein Stück besser und gerechter zu machen.

Nach dem Abitur am Carl-Benz-Gymnasium, das Zeugnis erhielt er aus den Händen von Direktor Richard Kühner, studierte der Ladenburger an der Mannheimer Uni Mathematik und Volkswirtschaftslehre. Er promovierte am Kernforschungszentrum Karlsruhe und sammelte Forschungserfahrung in Wien und in den USA. „Diese Zeit war besonders wichtig für meine persönliche Entwicklung“, sagte Beedgen noch im Februar.
Nach seiner Rückkehr aus den USA folgte der Akademiker dem Ruf an die Duale Hochschule Mannheim, wo er sich um den Aufbau des Studiengangs Wirtschaftsinformatik große Verdienste erwarb. Der Professor begleitete zahlreiche junge Studenten/innen auf ihrem Weg zur Promotion. Die Ernennung zum Dekan der Fakultät der Wirtschaft war sicherlich der berufliche Höhepunkt des Ladenburger Professors.

Politisch engagierte sich Beedgen schon in früher Jugend in der Jungen Union. Ein klassischer Parteisoldat war Beedgen aber nie. Er gestaltete insgesamt 23 Jahre aktiv die Entwicklung Ladenburgs am Ratstisch mit, war 20 Jahre für die CDU im Kreistag vertreten und war 22 Jahre Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes. Wegen seiner herausragenden Verdienste wurde der Christdemokrat zum Ehrenvorsitzenden des Stadtverbandes ernannt. Für Beedgen war es immer wichtig, dass die getroffenen Entscheidungen dazu beitragen, Ladenburg voranzubringen. Auch deswegen wurde Beedgen über alle Parteigrenzen hinweg als fairer, umgänglicher und hochkompetenter Kommunalpolitiker geschätzt.

Das Thema Stadtbildpflege hatte bei Beedgen einen besonders hohen Stellenwert. Als Stadtführer und Museumsaufseher engagierte sich Beedgen gerne im Heimatbund. Als vor einigen Jahren die Stiftung des Lobdengau-Museums gegründet wurde, stellte sich Beedgen als Stiftungsratsvorsitzender zur Verfügung. Die Gestaltung des Römergartens auf der Museums-Terrasse bezeichnete Beedgen als ein Beispiel, was man mit Teamarbeit alles bewirken kann. Der Kunst- und Kulturexperte setzte sich besonders engagiert für das Lobdengau-Museum ein – diese städtische Einrichtung war ihm ans Herz gewachsen.

Nach einigen gesundheitlichen Rückschlägen und wegen Corona ließ es Rainer Beedgen in den letzten zwei Jahren etwas ruhiger angehen. Er erfreute sich an seiner privaten Kunstsammlung, war dem Heimatbund ein wichtiger Ratgeber und engagierte sich im Aufsichtsrat der Mannheimer Caritas. Viel Freude bereiteten dem Fußball-Fan bis zuletzt die Kultur-Reisen und Wanderungen mit seiner Frau Carola Schuhmann, mit der er die Schönheit der Natur genießen konnte. Es spricht Bände, dass sich der gesundheitlich angeschlagene Ladenburger bis vor wenigen Wochen noch um die berufliche Integration von behinderten Menschen kümmerte. Rainer Beedgen war eben ein Mensch, der zur Verbesserung der Welt beitragen wollte. Dies ist ihm zweifelsohne gelungen, wofür ihm seine Mitmenschen, aber auch die Stadt Ladenburg dankbar sein können.

Weggefährten kondolieren:
Sehr betroffen äußerste sich Bürgermeister Stefan Schmutz aus seinem Urlaub zum Tode von Rainer Beedgen:
„Der plötzliche Tod von Rainer Beedgen macht mich fassungslos. Meine Gedenken sind bei seiner Frau und seiner Familie. Unser letzter persönlicher Austausch liegt nur wenige Wochen zurück. Rainer Beedgen hinterlässt ein kommunalpolitisches Erbe, das seinesgleichen sucht. Die Stadt Ladenburg und der Gemeinderat verlieren mit ihm einen Menschen, der Ladenburg stets im Herzen trug. Der mit großem Einsatz dem Geschichtsbewusstsein, dem Wohl der Stadt und in besonderer Weise dem Lobdengau-Museum verbunden war. Ich bin dankbar für die Zeit unserer Zusammenarbeit und werde Rainer Beedgen in ehrendem Andenken bewahren“.

Nachruf von Prof. h. c. Dr. Karl A. Lamers, Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 – 2021, Honorarkonsul der Republik Estland
"Rainer Beedgen war ein wunderbarer Mensch; die Nachricht von seinem Tod hat mich tief erschüttert. Ich bete führ ihn. Über Jahrzehnte war er mir ein treuer Wegbegleiter. Bei allem, was er in seinem Leben erreicht hat, ist er immer bodenständig geblieben, ein Vorbild für viele, auch für mich. Rainer war gebildet und belesen, weit über seinen Fachbereich der Wirtschaftsinformatik hinaus. Dabei blieb er stets bescheiden.
Gespräche mit ihm waren für mich stets bereichernd – menschlich und inhaltlich.
Seiner CDU hat er treu gedient – als Kreisrat, Stadtrat und Vorsitzender –mit Inspiration, Kreativität und Tatkraft – weit über Ladenburg hinaus. Allseits geschätzt und hoch geehrt.
Danke, Rainer, für alle Unterstützung in vielen Jahren. Ruhe in Gottes Hand" Dein Karl

Landrat Stefan Dallinger:
Zum Tod von Prof. Dr. Rainer Beedgen, ehemaliger Kreisrat des Rhein-Neckar-Kreises, sagt Landrat Stefan Dallinger: „Prof. Dr. Rainer Beedgen war nicht nur ein verdienter und beliebter Kommunalpolitiker, sondern ein großes Vorbild für die Bürgerinnen und Bürger in Ladenburg, des Rhein-Neckar-Kreises und der ganzen Metropolregion Rhein-Neckar. Er war Motor für die Weiterentwicklung der einstigen Berufsakademie zur Dualen Hochschule Mannheim. Sein Fokus lag auf guten Bildungsmöglichkeiten für die junge Generation. Als Kreisrat des Rhein-Neckar-Kreises hat sich Prof. Dr. Rainer Beedgen insbesondere für die Schulen in der Trägerschaft des Rhein-Neckar-Kreises und die Weiterentwicklung des beruflichen und sonderpädagogischen Bildungswesens sowie den Sport eingesetzt und sich in der Kreiskulturkommission engagiert. Für sein langjähriges Wirken wurde er 2019 mit der Landkreismedaille in Bronze ausgezeichnet. Der Rhein-Neckar-Kreis hat Prof. Dr. Rainer Beedgen viel zu verdanken. Seine Impulse und Ideen für Kreis und Region werden noch lange nachwirken. Wir verlieren einen wertvollen Wegbegleiter, der immer seinen Platz im Bewusstsein der kommunalen Familie des Rhein-Neckar-Kreises behalten wird.“

Für den CDU-Stadtverband Ladenburg, Tillmann Jahn, und die Gemeinderatsfraktion, Günter Bläß:
"Durch den Tod von Rainer Beedgen verliert der CDU-Stadtverband Ladenburg eines seiner engagiertesten Mitglieder.  Ob als Vorsitzender des Stadtverbandes, als Fraktionssprecher im Gemeinderat  oder als Mitglied des Kreistags: alle ihm übertragenen Positionen und Aufgaben hat er mit großem Engagement wahrgenommen und sich unermüdlich für das Wohl seiner Heimatstadt und deren Bürgerinnen und Bürger eingesetzt. Dies tat er selbstlos, aus christlicher Überzeugung und mit großer Nächstenliebe. Seine sachliche und ausgleichende Art war über die Parteigrenze in allen Gremien sehr geschätzt. Bei kontroversen  Diskussionen gelang es ihm vorbildlich, zwischen den Fraktionen zu vermitteln.
In seiner Jugend hat er mit gleichgesinnten Freunden die örtliche Junge Union wiedergegründet.  Später hat er als Vorsitzender der CDU  über 20 Jahre den Stadtverband und seine Arbeit geprägt. Die politische Diskussionsveranstaltung „Ladenburger Forum“ und die Reihe  „CDU-vor-Ort“ hat er ins Leben gerufen, durch die vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern die kommunalpolitische Arbeit der CDU erfahrbar gemacht wurde.  Sein Rat war bis zuletzt immer gefragt und er wird uns fehlen."

Dr. Meinhard Georg (Ehrenvorsitzender des Heimatbundes):
"Überraschend erfuhr der Heimatbund von dem plötzlichen Ableben unseres langjährigen Freundes und Weggefährten Professor Dr. Rainer Beedgen, mit dem der Heimatbund viele Jahre konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeitete. Die Nachricht seines Todes stimmt nicht nur mich, sondern alle Vorstandsmitglieder und Mitglieder traurig. Rainer Beedgen war für den Heimatbund in vielen Bereichen tätig. Er übernahm ehrenamtlich Aufsichtsdienste im Lobdengau-Museum, führte Besucher durch die Stadt, bei Veranstaltungen des Heimatbundes und unterstützte den Vorstand bei vielfältigen Aufgaben. Er war in verschiedenen Arbeitskreisen unter anderem im Geschichts-Arbeitskreis tätig. Nach Gründung der Stiftung "Lobdengau-Museum" wurde er zum Vorsitzenden der Stiftung gewählt und hatte damit zusammen mit dem Vorstand, dem Kuratorium und dem Gartengestalter Werner Molitor maßgeblichen Einfluss auf den neu zu schaffenden Römer-Garten auf der Museums-Terrasse. Das Lobdengau-Museum wurde dadurch aufgewertet und zu einer weiteren Attraktion in der Ladenburger Museumslandschaft. Rainer Beedgen war ideenreich und sicherlich einer der Motoren der Stiftung. Durch sein ausgleichendes, ruhiges Wesen konnte sich die Stiftung weiterentwickeln und sich neue Ziele setzen, die realisierbar erschienen. Die Mitglieder des Heimatbundes trauern mit der Familie."

Gerhard Kleinböck (langjähriger politischer Weggefährte und Klassenkamerad):
"Mein ehemaliger Klassenkamerad Rainer Beedgen war über viele Jahre das Gesicht der CDU Ladenburg. Während unserer gemeinsamen Zeit als Parteivorsitzende sind wir uns stets freundschaftlich und respektvoll begegnet, wie das eben so ist wenn man gemeinsam die Schulbank gedrückt hat und sich einander gut kennt. Als Kommunalpolitiker war seine Leitlinie aber stets „suche der Stadt Bestes“ - das hat die Zusammenarbeit mit ihm im Gemeinderat über viele Jahre positiv beeinflusst. Mit Rainer Beedgen verliert Ladenburg eine Persönlichkeit, die die Entwicklung der Stadt über Jahrzehnte mitgeprägt hat."

Autor:

Axel Sturm aus Ladenburg

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