Westminster Abi – 12 Jahre bis zur Krönung

- Hannelore Buchheister freute sich über die Premiere, dass alle Schüler das Abitur bestanden.
- hochgeladen von Axel Sturm
Noch nie hatte ein Abiturjahrgang am Carl-Benz-Gymnasium bessere Noten / Die Scheffel-Preisträgerin Rosalie Edler glänzte mit einer beeindruckenden Rede
Wie Königinnen und Könige durften sich die 72 Abiturienten des Ladenburger Carl-Benz-Gymnasiums fühlen, als sie aus den Händen der Schulleiterin Hannelore Buchheister und den Tutoren Daniela Edler, Carmen Heidinger-Oblasser, Lena Heimpel und Matthias Senger ihr Abiturzeugnis entgegennahmen. Das Abi-Motto „Westminster Abi – 12 Jahre bis zur Krönung“ war auch Bestandteil der durchweg stilvollen Reden, die an die „Königskinder“ in der Westminster Abbey Ladenburgs, der nicht ganz so prächtigen Lobdengau-Halle, gerichtet wurden. Die Krönungsrede des Abends hielt aber zweifelsohne die Scheffel-Preisträgerin Rosalie Edler, die mit ihrer brillanten Rede ein Zeichen gegen die Verrohung der Sprache setzte. Sie kritisierte, dass selbst der Bundeskanzler bei wichtigen gesellschaftlichen Themen Wort in den Mund nimmt, die Joseph Viktor Scheffel (1826-1888), dem großen Literaten, nicht gefallen hätten. Der Zirkuszelt-Vergleich des Kanzlers, der sich dagegen aussprach mit dem Hissen der Regenbogenfahne am Christopher Street Day ein Zeichen für die Menschenwürde, Vielfalt und den Zusammenhalt zu setzen, entsetzte die Scheffel-Preisträgerin ebenso wie das Drecksarbeit-Zitat von Merz. „Demokratie funktioniert nur wenn wir Konflikte respektvoll austragen“, brachte es Edler auf den Punkt. In ihrer nachdenklichen, durchaus politischen Rede kritisierte sie auch die Entwicklung, die die Demokratie in den USA nimmt. „Vergesst die Menschen nicht, die in Unterdrückung leben“, so die Botschaft der Rednerin. Sie richtete aber auch warmherzige Worte an ihre Mitschüler, die das „Buchheister-Reich“ nach dem bestandenen Abitur nun verlassen werden. Die Schlacht namens Abitur sei gewonnen, in der Seit an Seit mit den Lehrern um jeden Punkt gekämpft wurde. „Mit dem Abi haben wir eine erste große Hürde genommen“, sagte Edler und der stehende Applaus des Ladenburger Landadels ließ nicht lange auf sich warten. Der applaudierte sicherlich auch für den Notendurchschnitt von 2.1, den die 72 Schülerinnen und Schüler erreicht haben. 50% aller Abiturenten haben in ihrem Zeugnis übrigens eine Eins vor dem Komma stehen.
Die CBG-Direktorin Buchheister freute sich in ihrer Ansprache, die teilweise wie in Westminster-Abbey üblich, im Hochadel-Englisch, gehalten wurde, dass sie heute gleich 72 Königinnen und Könige krönen darf. Sie gab den Adelskindern aber auch mit auf den Weg, dass das Tragen einer Krone recht beschwerlich sein kann, wie Queen Elisabeth dem Volk einst verkündete. Die Bürde für den Abi-Jahrgangs 2025 dürfte angesichts des 2.1er-Schnitts aber nicht allzu groß sein, meinte Buchheister. Auf einer Sänfte werden die Schulabgänger vermutlich nicht den Berg hochgetragen. Die Direktorin empfahl ihren Schützlingen allerdings, nachdem der Berg nun erklommen wurde, das Panorama zu genießen. „Verwirklicht die Pläne und Träume. Die Welt wartet auf Ihr Wissen und ich bin gespannt was Sie aus den Talenten machen werden“, sagte Buchheister, die ihre starke Rede mit der Bemerkung beendete, Mut zum Unkonventionellen zu zeigen. „Statt einer Krone darf es auch mal eine Schellenkappe sein“, so der Rat der Direktorin.
Künstliche Intelligenz darf das eigene Denken nicht abnehmen
Glückwünsche hörte der Abi-Jahrgang auch vom Ladenburger Bürgermeister Stefan Schmutz. Der Weg zum Abitur sei lange und anstrengend aber zum Glück werde das Angebot der digitalen Assistenzsysteme immer größer. „Die Zeugnisse sind geschrieben. Hand aufs Herz, wer hat schon einmal Chat GPT für sich arbeiten lassen?“, fragte Schmutz. Am Lachen der Schulabgänger war abzulesen, dass es wohl die Meisten waren. Auch Schmutz ist fasziniert davon, dass in Sekundenschnelle auf alle Fragen brauchbare Ergebnisse erzielt werden, die viele Stunden Arbeit ersparen. Ist das gut oder schlecht? „Wohl beides“, meinte Schmutz. Allerdings sei der Aufstieg der KI (künstliche Intelligenz) auf dem besten Weg die eigene Kreativität zu zerstören. Es muss daher der Anspruch sein, dass die KI das eigene Denken niemals abnehmen darf. Erste Studien deuten darauf hin, dass die Menschen durch KI immer uninspirierter werden. „Die Vorstellung einer technischen Revolution der KI, die weder demokratisch kontrolliert noch überprüfbar ist, ist keine die wir uns wünschen sollten“, meinte Schmutz. Wichtig sei es daher Angeboten, die versprechen, dass sie das Denken übernehmen, stets mit kritischer Distanz zu betrachten.
Eike-Christoph Hermanns vom Elternbeirat der Schule warnte davor KI-gesteuert und zu zahlenorientiert durchs Leben zu gehen. Zahlen beruhigen – aber sie geben keine Antworten es braucht dahinter immer einen Kontext, meinte der Elternsprecher.
Den kulturellen Königsweg beschritten bei der stilvollen Abi-Feier der vielseitige Musiklehrer Manuel Jandl mit der Geigerin Romie Jülicher sowie dem Gitarristen Jonathan Fischer aber auch der Leistungskurs Musik erhielt königlichen Applaus.
Stu / Fotos: Sturm
Die Jahrgangsbesten des CBG
Sophie Höglmeier, Nina Dehnen (1.0). Rosalie Edler, Joshua Wentz (1.1). Jonathan Baumstark, Niklas Wagner (1.2). Jonathan Konradi, Victoria Heibel (1.3). Jonathan Fischer, Charlotte Lulei (1.4). Leonard Rheinboldt, Tai-Yan-Chen, Romie Jülicher (1.5).
Stu
Der Abiturjahrgang 2025 am CBG
Nils Azadeh, Meluan Bagar, Almina Bajramovic, Jonathan Baumstark, Ella Bentz, Elena Betz, Emilie Butz, Madalina Calinescu, Tai-Yan Chen, Maja Cukelj, Nina Dehnen, Rosalie Edler, Niklas Figura, Anton Filser, Jonathan Fischer, Tom Fischer, Diego Guadelupe Vivent, Viktoria Heibel, Oliver Herr, Leonie Herrmann, Kai Hertling, Sophie Höglmeier, Flavio Hübner, Emma Hufnagel, Julian Jäger, Ole Jessen, Romie Jo Jülicher, Joshua Kaibel, Lara Keller, Manuel Köbke, Jonathan Konradi, Johanna Krämer, Alexander Kühnholz, Tymofil Lennoi, Charlotte Lulei, Jonathan Martinez Rehn, Jolien Mastenbroek, Nilan Mehra, Bennett Meier, Jonas Mergl, Nicolas Metz, Franka Müller, Olivia Obel, Milena Podgorac, Franziska Rapka, Jakob Reichert, Leila Reinel, Leonard Rheinboldt, Simon Richter, Susanna Schlaak, Annika Schlingemann, Samuel Schmitt, Nils Schuhmacher Bufurull, Annika Seiler, Stefan Silvestru, Finja Sommer, Lucy Stern, Noah Tenenbaum, Niklas Wagner, Gideon Weber, Paul Weckbach, Torben Weißhaar, Konrad Weller, Joshua Wentz, Anton Werner, Mia Westrup, Tadeo Wind, Luca Wirth, Tom Wölke, Johanna Wüst, Felix Zastrow, Johannes Zenzen.
Stu





Autor:Axel Sturm aus Ladenburg |
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