Von unserer Mitarbeiterin Marion Schatz
Kulturdienstage der Kantorei entwickeln sich zum Geheimtipp

Melanie Haag begleitete sich bei einigen Songs selbst auf der Gitarre. | Foto: Schatz
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  • Melanie Haag begleitete sich bei einigen Songs selbst auf der Gitarre.
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Was macht ein Chor, wenn er nicht singen darf? Er bietet an den leider probefreien Dienstagabenden ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, an dem alle teilhaben können. Und so haben die „Friedrichsfelder Kulturdienstage“, die nun schon zum vierten Mal im Hof des evangelischen Gemeindehauses stattgefunden haben, schon fast einen kleinen Kultstatus. Die Idee dazu hatte der Vorsitzende der Kantorei Bernd Binder. Wenn man dienstagabends schon nicht selbst proben kann, so kann man doch wenigstens ein Kulturprogramm für die Kantorei- und Gemeindemitglieder bieten. Schließlich bietet Friedrichsfeld hier ein großes Potenzial, was manchen wohl gar nicht so bewusst ist. Und was bietet sich da besser an als der Hof vor dem evangelischen Gemeindehaus. Hier lassen sich alle Coronabedingungen hervorragend umsetzen. Allerdings haben hier auch nur maximal 70 Personen Platz, daher war und ist eine Anmeldung dringend erforderlich. Das Programm bietet Musik vom Feinsten und für jeden Geschmack. Ob eher klassisch oder lieber modern, hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten. Und wer einmal kommt, der trägt sich auch gleich für den nächsten Dienstag wieder ein.

Eröffnet wurde das vielfältige Programm von Antje Reichert, Violine und Angela Elsässer, Violoncello. Weiter ging es in der Woche darauf mit der in Friedrichsfeld bestens bekannten Musikerfamilie Monninger, nämlich Edwin Monninger am Violoncello und Reiko Monninger-Kamata am Klavier. Eigentlich kennt man sie als Schauspielerin und Sängerin im Rhein-Neckar-Theater oder im Mannheimer Capitol. Und so war es nicht verwunderlich, dass zum Abend mit Melanie Haag und ihrem Partner Florian Kaether, wie schon an den Abenden zuvor, sämtliche Stühle im Hof belegt waren. Sie boten Popsongs der verschiedensten Interpreten wie etwa ABBA, Adele, Bee Gees oder Amy Mc Donald sowie auch deutsche Lieder wie etwa von Gitte Haenning und stellten damit beide ihr großes künstlerisches Talent unter Beweis. Bei einigen Liedern spielte Melanie Haag sogar Gitarre, gezwungenermaßen, wie sie betonte. Überhaupt waren ihre Ansagen und Moderationen überaus humorvoll und wurden vom Publikum begeistert angenommen. Als sie dann auch noch ihre Kollegin Patricia Kain im Publikum entdeckte und auf die Bühne bat, um einen Song mit ihr zu präsentieren, da war das Publikum dann restlos begeistert. Klar, dass sie die beiden nach gut einer Stunde nicht ohne Zugaben von der Bühne ließen.

Etwas ganz anderes war dann der Abend mit Valentina Batura am Cymbal und Reiko Monninger-Kamata am Klavier. Valentina Batura ist eine mehrfach ausgezeichnete Cymbal-Spielerin und begeisterte das Publikum mit ihrer ungeheuren Virtuosität. Es war schon faszinierend, welche wunderbaren Klänge diese zarte Person dem Instrument entlockte und mit welch atemberaubender Geschwindigkeit sie über die Saiten wirbelte. Reiko Monninger-Kamata sorgte für die sichere Begleitung am Piano. Und so versprach Claudia Schwabe den Anwesenden auch einen internationalen Abend. Valentina Batura stammt aus Weißrussland und wohnt seit einigen Jahren in Seckenheim, Reiko Monninger-Kamata kommt aus Japan und lebt mit ihrer Familie in Friedrichsfeld. „Aber die Noten sind international“ so Claudia Schwabe. Und auch das Programm bot einen musikalischen Querschnitt durch mehrere Länder. Gleich beim ersten Stück, dem bekannten Canon des Nürnberger Barockkomponisten Johann Pachelbel wirbelte Valentina Batura über die 86 Saiten ihres Cymbals. Weiter ging es mit dem Sommer aus Vivaldis vier Jahreszeiten oder Air von Johann Sebastian Bach.

Nach dem Tanz der Zwerge aus Tschaikowskys Nussknacker ging es mit Bizets 1875 uraufgeführter Oper Carmen nach Spanien. Laras Lied, der Ohrwurm aus dem Klassiker „Dr.
Schiwago“ entführte dann wieder in die Weiten Russlands. Zwischen den einzelnen Stücken gab es immer wieder interessante Erläuterungen von Claudia Schwabe. Auch um den beiden Künstlerinnen eine kleine Erholungspause zu gönnen. So sei das Cymbal quasi das Nationalinstrument Weißrusslands. Es hat 86 Saiten die entweder mit einem Schlägel gespielt oder gezupft werden. Valentina Batura hat dieses Instrument ebenso wie Klavier in Minsk studiert und schon viele Auszeichnungen erhalten. Danach ging es weiter in die ungarische Puszta mit dem bekannten Czardas von Vittorio Monti. Die Moskauer Nächte entführten noch einmal in die russische Heimat von Valentina Batura ehe sie mit dem letzten Stück, nämlich Zirkus Renz, nach gut einer Stunde noch einmal ihre große musikalische Qualität unter Beweis stellte, wie bei allen anderen Stücken auch sicher begleitet von Reiko Monninger-Kamata. Was nun folgte war ein nicht enden wollender Applaus des restlos begeisterten Publikums, welches natürlich noch auf eine Zugabe hoffte.

Zuvor jedoch gab es Blumengrüße für die beiden Künstlerinnen und den Hinweis auf die bereit gestellten Körbchen am Ausgang. Die Kulturabende sollen zum einen den Gästen Freude bereiten aber auch den Künstlerinnen und Künstlern, die ja während der Corona-Krise kaum Auftrittsmöglichkeiten haben, einen kleinen finanziellen Beitrag bescheren. Als Dank bekam das dankbare Publikum noch einmal den feurigen Czardas zu hören.

Am kommenden Dienstag stehen Blechbläser und Alphörner des Collegium Aereum sowie die Altistin Martina Horvath auf dem Programm, am 21. Juli erwartet der Alleinunterhalter Stephan Kraus-Vierling die Gäste und den Abschluss der Reihe bildet am 28. Juli die Kantorei selbst mit eigenen Beiträgen. Wegen der begrenzten Zuschauerzahl ist eine Anmeldung bei Janina Heil, entweder per Telefon 0621 481193 oder Email janina-heil@t-online.de unbedingt erforderlich. Die Abende beginnen immer um 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) und dauern circa eine Stunde. Es wird kein Eintritt verlangt aber um eine Spende für die Künstlerinnen und Künstler gebeten.

Autor:

Marion Schatz aus Friedrichsfeld

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